Invasive Arten bei Zierfischen: Ein unterschätztes Problem

Liebe Aquaristik-Freunde,
heute möchten wir ein ernstes und oft übersehenes Thema ansprechen: die Problematik invasiver Arten bei Zierfischen. Während wir uns alle über die Schönheit und Vielfalt unserer Aquarienbewohner freuen, sollten wir auch die Verantwortung bedenken, die mit der Haltung exotischer Arten einhergeht.

Was sind invasive Arten?


Invasive Arten sind Organismen, die in ein neues Gebiet eingeführt werden, in dem sie ursprünglich nicht heimisch sind. Diese Arten können sich in ihrer neuen Umgebung stark vermehren und dort erhebliche ökologische Schäden anrichten. Bei Zierfischen passiert dies oft durch absichtliche oder versehentliche Freisetzung in natürliche Gewässer

Wie gelangen invasive Zierfische in die Umwelt?


Unvorsichtige Freisetzung: Manchmal werden Fische absichtlich in lokale Gewässer entlassen, weil Aquarienbesitzer sie nicht mehr halten können oder wollen.
Flucht: Fische können aus Teichen oder Aquarien entkommen, besonders während Hochwasser oder anderen Naturereignissen.
Unbeabsichtigte Übertragung: In einigen Fällen können Eier oder Larven durch kontaminiertes Wasser oder Aquarienpflanzen verbreitet werden.
Überschwemmungen: Fische werden aus Teichen durch Überschwemmungen bei Starkregen in natürliche Gewässer geschwemmt.

Beispiele invasiver Zierfische


Tilapia: Diese Fische sind robust und können sich leicht an verschiedene Umgebungen anpassen. In vielen Teilen der Welt haben sie sich als invasive Art etabliert und bedrohen die heimische Fischfauna.

Moskitokärpfling und Moskitokärpfling (Gambusia affinis, Gambusia spec.): Ursprünglich eingeführt, um Mücken- und Moskito-Larven zu bekämpfen, haben sich diese Fische als äußerst invasiv erwiesen. Sie konkurrieren stark mit einheimischen Arten und können deren Populationen stark reduzieren.

Problembeispiel: Der Viktoriasee

Ein besonders dramatisches Beispiel für die Auswirkungen invasiver Arten ist der Viktoriasee in Afrika. Hier wurde der Nilbarsch eingeführt, um die Fischproduktion zu steigern. Diese Maßnahme hatte jedoch katastrophale Folgen:

Ausrottung einheimischer Arten: Der Nilbarsch hat zahlreiche endemische Fischarten des Viktoriasees stark dezimiert oder sogar ausgerottet. Diese Artenvielfalt war einzigartig und weltweit bedeutend.

Ökologische Veränderungen: Durch das Verschwinden vieler kleinerer Fischarten hat sich das gesamte Ökosystem des Sees verändert. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Fischfauna, sondern auch auf die Wasserqualität und die Lebensbedingungen für andere Organismen.
Sozioökonomische Folgen: Die lokalen Fischer, die sich traditionell auf die einheimischen Arten verließen, haben ihre Lebensgrundlage verloren. Die Einführung des Nilbarschs hat zwar vorübergehend zu höheren Fangmengen geführt, aber langfristig die Nachhaltigkeit der Fischerei gefährdet.

Ein weiteres Beispiel: Die Spanische Wegschnecke


Nicht nur im Bereich der Aquaristik, sondern auch in der Landwirtschaft und im Gartenbau stellen invasive Arten ein großes Problem dar. Ein Beispiel hierfür ist die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris), die in Deutschland erhebliche Schäden anrichtet:

Diese Schnecke hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verbreitet und verursacht erhebliche Schäden in Gemüsegärten und landwirtschaftlichen Kulturen. Sie frisst fast alles, was ihr in die Quere kommt, und kann in kurzer Zeit große Mengen an Pflanzen zerstören.

Die Folgen invasiver Arten


Invasive Arten können dramatische Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme haben. Sie konkurrieren mit einheimischen Arten um Nahrung und Lebensraum, was zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt führen kann. Einige invasive Arten können auch Krankheiten verbreiten, die heimische Organismen bedrohen.

Was können wir tun?


Verantwortungsbewusste Haltung: Informiert euch gründlich über die Arten, die ihr halten möchtet, und stellt sicher, dass ihr sie dauerhaft pflegen könnt.

Keine Freisetzung in die Natur: Setzt niemals Fische oder andere Aquarienbewohner in natürliche Gewässer aus. Wenn ihr euch von euren Fischen trennen müsst, sucht nach geeigneten Alternativen, wie z.B. den Fisch an ein örtliches Aquarium oder an andere Aquarienliebhaber abzugeben. Stellt sicher, dass Tiere in der Freiland-Aquaristik weder direkt entkommen, als auch Eier und Larven nicht in die Natur entkommen können.

Aufklärung und Bewusstsein: Teilt dieses Wissen mit anderen Aquarianern und helft, das Bewusstsein für die Problematik invasiver Arten zu schärfen.

Lasst uns gemeinsam dazu beitragen, unsere natürlichen Gewässer zu schützen und die Verbreitung invasiver Arten zu verhindern. Eure Aquarienbewohner und die Umwelt werden es euch danken!

Ich hoffe, dieser Beitrag gibt euch einen umfassenden Überblick über die Problematik invasiver Arten bei Zierfischen und inspiriert zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Aquarienbewohnern.

Literaturverzeichnis


Bild von valerossi auf Pixabay

National Geographic Society. (2023). Invasive Species. National Geographic. URL: https://www.nationalgeographic.org/encyclopedia/invasive-species/

European Commission. (2021). Invasive Alien Species of Union concern. European Commission Environment. URL: https://ec.europa.eu/environment/nature/invasivealien/list/index_en.htm

Great Lakes Aquatic Nonindigenous Species Information System (GLANSIS). (2023). Invasive Species. NOAA. URL: https://www.glerl.noaa.gov/glansis/

Focus Online. (2023). Wenn der Mensch Gott spielt: Öko-Experimente. URL: https://www.focus.de/familie/wissenstest/lernatlas/naturwissenschaft/wenn-der-mensch-gott-spielt-oeko-experimente_id_2232730.html

Wikipedia. (2023). Nilbarsch. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Nilbarsch

Nach oben scrollen