Aquaristik-Himmel oder stehe ich auf der EXPO?

So, da war ich also. Aqua Expo in Dortmund. Die Frage, die sich mir stellte: Ist das hier der Aquaristik-Himmel – oder habe ich mich in einem riesigen Aquarium verirrt und schnuppere gerade Seewasser-Dämpfe? Aber erstmal der Reihe nach.

Es war Samstag. Ein Tag, der schon alleine dadurch anstrengend klingt, dass er im Kalender immer so fett und selbstbewusst dazwischensteht. Normalerweise flüchte ich ja samstags vor Menschenmassen, aber nicht heute. Nein. Heute war Aqua Expo und ich mittendrin. Mit Kamera, Notizblock und einem Ausdruck im Gesicht, der so viel sagte wie: „Keine Sorge, ich weiß, wo ich hier bin.“ Natürlich wusste ich das nicht. Aber dafür war ich nicht allein! Zwischen Technik, Pflanzen, Futter und Zubehör standen die Massen. Es gab Schnecken, Garnelen, Fische in allen Farben – wenn Nemo irgendwo auf der Expo ausgesetzt worden wäre, hätte ihn auch keiner gefunden. Alle Fische sahen hier aus wie Stars.

Ich war auf der Suche nach Scape-Ideen. Wer mit Aquascaping nichts anfangen kann, keine Sorge – das ist einfach nur der schicke, intellektuelle Name dafür, dass man sein Aquarium so einrichtet, dass es aussieht wie eine Zen-Garten-Ausstellung. Der Unterschied ist nur, dass der Garten unter Wasser steht und ständig kleine Fische durch den Bambus flitzen. Klingt entspannt? Ist es auch, bis die Algen kommen.

Die Atmosphäre auf der Messe war erstmal… überschaubar. Am Morgen zumindest. Ein gemütlicher Samstagmorgen im Aquaristik-Wunderland. Die Luft roch nach Wasserpflanzen und ambitionierten DIY-Projekten, und man konnte in Ruhe durch die Gänge schlendern, ohne von Leuten umgerannt zu werden, die gerade dringend eine besondere Garnele kaufen mussten. Aber dann, Stunde um Stunde, wuchs die Menschenmenge. Es wurde voller und lauter. Irgendwann fühlte ich mich wie in einem Goldfischglas auf Speed. Leute rannten an mir vorbei, alle auf der Suche nach dem heiligen Gral der Wasserpflanzen. Es war, als hätten sich alle gedacht: „Mensch, Samstag? Das perfekte Wetter, um mit der ganzen Familie auf eine Aquaristik-Messe zu gehen!“

Ich muss sagen: Die Hersteller waren gut drauf. Jeder namhafte Player der Szene war da. Aquarien-Filter so groß wie meine Waschmaschine, High-Tech-Leuchten, die das Aquarium besser beleuchten als mein Wohnzimmer. Und Pflanzen. Ich weiß jetzt, dass es weltweit mehr Aquarienpflanzen gibt, als ich jemals Freunde haben werde. Das sind diese Momente, in denen ich an meinem Leben zweifle. Pflanzen sind offensichtlich beliebter als ich.

Dann das Beste: Die Influencer. Ja, es gibt sie, die Stars und Sternchen der Aquaristik-Szene, und sie sind so ambitioniert, dass es fast schon unheimlich ist. Ich traf den einen oder anderen von ihnen, und es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie viel Leidenschaft diese Leute für kleine Becken mit Wasser und Bewohnern aufbringen. Bei manch einem Gespräch habe ich mich gefragt: „Haben die zu Hause auch noch normale Menschenfreunde, oder sind ihre besten Kumpels alles Guppys?“ Aber wer bin ich, das zu beurteilen? Sie tun Gutes. Sie erklären der Welt, wie man einen 10-Liter-Wassertank so gestaltet, dass er aussieht wie der Amazonas in Miniatur. Und dabei sind sie ehrlich sympathisch. Das muss man ihnen lassen.

Trotzdem: Zwischen den Gesprächen und dem Aquascape-Fieber habe ich eins gelernt – so eine Messe ist anstrengend. Nach Stunden des Staunens, Entdeckens und dem Versuch, durch die immer größer werdenden Massen zu navigieren, war ich erledigt. Mein Gehirn war voll mit Eindrücken, mein Notizblock voll mit Ideen, und mein Magen leer. Das passiert, wenn man sich zu lange in einer Halle voller Fischfutter aufhält.

Am Ende des Tages bin ich mit einem Kopf voller neuer Ideen nach Hause gegangen. Aber ich sag mal so: Wenn man den Tag über mit Technik, Pflanzen und Aquarien zugebracht hat, dann fühlt man sich am Ende fast selbst wie eine Deko-Figur im eigenen Aquarium. Nur ohne Blubberbläschen.

Fazit: Die Aqua Expo in Dortmund war wie eine Reise in eine Unterwasserwelt – nur ohne, dass man nass wird. Jeder Aquaristik-Fan muss das einmal im Leben erlebt haben. Alle anderen: Ihr verpasst was. Vielleicht versteht ihr’s nicht – aber das muss man auch nicht. Manchmal reicht es, einfach in das Wasser einzutauchen – im übertragenen Sinne natürlich – und sich treiben zu lassen.



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