Vor kurzem trat ein neues Vereinsmitlied in unserem Aquarienverein ein, der damit auch nach langer Pause wieder mit der Aquaristik bekommen hat. Wir haben das zum Anlass genommen, mit ihm ein Interview zu machen.
Was hat dich dazu inspiriert, als Kind ein Aquarium zu haben?
Alles begann mit den Artemia „Urzeitkrebsen“ aus YPS und der Micky Maus. Die züchtete ich mit Begeisterung. Sie waren so ganz anders als alle „normalen“ Haustiere und haben mich in ihren Bann gezogen. Mich faszinierten auch früh Fernseh-Dokus von Unterwasserwelten – so exotisch und unbekannt.
Meine Eltern konnten mich gefühlt stundenlang in der Aquaristik-Abteilung unseres lokalen Gartencenters „abgeben“ und ich habe mir die Tiere und Technik angesehen. Irgendwann entstand dann der Wunsch nach einem eigenen Aquarium.
Mein Papa war klug: Statt direkt ein Einsteigerset zu kaufen, schenkte er mir zunächst zu Weihnachten „nur“ ein Buch zum Thema Aquaristik. Er sah, wie ich es gewissenhaft durcharbeitete, mich danach immer tiefer informierte und erkannte so, dass das Hobby bei mir keine Eintagsfliege sein würde. Später schenkte er mir dann mein erstes 60 cm-Aquarium.
Warum hast du für eine längere Zeit aufgehört, ein Aquarium zu pflegen?
Aquaristik ist unpraktisch, wenn mach nicht lange an einem Ort bleibt. Nach meinem Abitur war mein Leben geprägt von häufigen Umzügen: Auszug von zu Hause, Studium, Auslandsaufenthalte, Berufseinstieg, Branchenwechsel. Dennoch blieb mir das Thema all die Jahre im Kopf und ich hatte stets den Plan wieder einzusteigen, wenn ich denn irgendwann mal so richtig „angekommen“ bin…
Nur… wann ist man denn so richtig angekommen? Irgendwie fühlte ich das nie so recht, also schob ich die Entscheidung auf. Jetzt – nach 16 Jahren Pause – packe ich’s an und hole ich mir das tolle Hobby Aquaristik zurück in mein Leben. Schrittweise, vernünftig, aber trotzdem mit viel Freude.
Was inspiriert dich heute an Aquaristik und was hat dich dazu bewegt, damit jetzt wieder zu beginnen?
Interessant finde ich die Wasserchemie und Technik, doch was mich am meisten an der Aquaristik fasziniert, ist es, Schöpfer und Bewahrer meiner eigenen kleinen Welt zu sein. Sie nach meinem Plan zu gestalten und dann zu sehen, wie sie sich entwickelt.
Warum gerade jetzt? Nun… Meine Freundin ist aktuell für vier Monate im Ausland. Da fand ich es toll ein neues Projekt aufzubauen, das mich in der Zeit beschäftigt – und außerdem kann ich aktuell noch allein entscheiden (Hallo Schatz ).
Welche Arten von Fischen oder Pflanzen hattest du früher in deinem Aquarium, und wie unterscheidet sich das von dem, was du jetzt planst?
Wie vermutlich viele Beginner hatte ich zunächst ein buntes Gesellschaftsaquarium, in dem schwamm, was hübsch war und mich faszinierte. Heute ist Aquaristik für mich weniger Tierhaltung, sondern eher das gezielte Gestalten eines hübschen und funktionalen Ökosystems. Künftig möchte ich zwei Konzepte umsetzen:
Erstens – und das habe ich gerade begonnen – ein kleines, gut strukturiertes Becken aus Wurzeln und robusten Pflanzen, in dem ich einen Betta splendens halten möchte.
Zweitens – und das ist mein größeres Projekt für die Zukunft – ein stilvolles Iwagumi-Aquarium nach Vorlage von Takashi Amano.
Welche Herausforderungen siehst du dabei, nach einer längeren Pause wieder in die Aquaristik einzusteigen?
Tatsächlich fand ich den Wiedereinstieg nicht schwierig. Ich hatte ja Vorwissen und habe mich erneut eingelesen, diesmal auch gezielter, denn ich hatte ja bereits ein Konzept vor Augen. Auch das gegenüber dem Taschengeld inzwischen größere Budget vereinfacht einiges.
Gibt es bestimmte Technologien oder Methoden, die du jetzt verwenden möchtest, die es damals nicht gab?
Das meiste Technische gab es auch damals schon in ähnlicher Form. Neu erscheint mir heute die Art, wie Aquarien optisch gestaltet werden. Insbesondere das Konzept, eine typische Überwasser-Landschaft (ein Gebirge, einen Wald, …) im Miniaturformat unter Wasser nachzubilden, war mir neu. Die heutigen Aquascapes wirken auf mich kunstvoller als die früher typischen holländischen Pflanzenaquarien.
Welche Herausforderungen gab es bei deinem neuen Aquarium?
Da muss ich schmunzeln. Ich hatte meine Anubias auf eine trockene Wurzel aufgeklebt, ohne diese vorher zu wässern oder abzukochen. Blöd. Leider hatte ich auch gerade keine Steine parat, um zu verhindern dass die Wurzel auftreibt – und so behalf ich mir mit zwei Colaflaschen aus Glas, die für die erste Woche oben aus dem Aquarium ragten. Als ich ein Foto davon meiner Freundin zeigte (sie ist Künstlerin) waren die Colaflaschen das, was ihr am besten gefiel. Sie nannte es „contemporary art“.
Du bist kürzlich in den Aquarienverein eingetreten, was hat dich dazu bewogen?
Ich denke es ist wichtig, sich in seinem Hobby in irgendeiner Form zu organisieren, um gemeinsame Interessen vertreten zu können. Ich möchte lokal relevante Informationen erhalten (aha, Braunschweig ändert die Trinkwasserzusammensetzung?) und mich mit anderen Aquarianern austauschen, sei es nun bei Vorträgen oder der Zierfischbörse. Außerdem finde ich die Versicherung nützlich.