Es war in den frühen 1980er Jahren… Aquaristik & fertig

Es war in den frühen 1980er Jahren, als mein Freund Uwe eines Abends vor meiner Tür stand und mir ein Aquarium in die Hand drückte. Komplett eingerichtet, sagte er. Nun, eingerichtet war es, ja. Ein rechteckiges Ungetüm mit Metallrahmen und einer Glühbirne, die mehr Hitze als Licht produzierte. Es sah aus, als wäre es aus einem post-apokalyptischen Filmset entwendet worden. Fische gab es auch, immerhin ein paar Guppys, die in einer Art Winterschlaf zu sein schienen.

Ich war sofort begeistert und überfordert zugleich. Meine bisherigen Haustiere hatten aus Pflanzen bestanden, und die hatten das Haus nie lebend verlassen. Jetzt stand ich vor einem Glasbehälter voller Wasser und lebenden Tieren. Ich wusste nicht einmal, dass man das Wasser da drin regelmäßig wechseln muss.

Damals gab es kein Internet, keine YouTube-Tutorials und keine Online-Foren, wo man schnell mal nachfragen konnte, warum die Guppys plötzlich senkrecht im Wasser standen und so taten, als wären sie Kunstinstallationen. Also blieb mir nur eine Möglichkeit: der Aquaristikladen in der nächsten Stadt. 18 Kilometer entfernt. Mit dem Fahrrad.

Man stelle sich das vor: Ein ungeduldiger Teenager, der kaum erwarten konnte, in die wunderbare Welt der Aquaristik einzutauchen, pedalte wie ein Verrückter durch die Landschaft. Diese Fahrten wurden schnell zur Routine. Während andere Kinder mit ihren BMX-Rädern über Schanzen sprangen, trat ich tapfer in die Pedale, den Kopf voller Fragen über Wasserchemie und Fischfutter.

Im Laden angekommen, fühlte ich mich wie ein Entdecker in einem exotischen Paradies. Überall Aquarien, riesige Glasbehälter voller bunter Fische, Pflanzen und seltsamen Dekorationen. Der Besitzer, ein älterer Herr, dessen Gesicht aussah, als hätte es schon viele Wasserwechsel miterlebt, war meine lebende Wikipedia. Geduldig beantwortete er meine Fragen und schickte mich mit nützlichen Tipps nach Hause.

Eines Tages war es endlich soweit: Ich hatte genug Taschengeld gespart, um mir ein paar Schwertträger zu kaufen. Diese kleinen, eleganten Fische mit ihren charakteristischen verlängerten Schwanzflossen waren für mich der Inbegriff von Schönheit. Stolz wie Oskar trat ich den Heimweg an, die Plastiktüte mit den neuen Bewohnern sicher im Fahrradkorb verstaut.

Zu Hause angekommen, setzte ich die Schwertträger vorsichtig in mein Aquarium und beobachtete sie stundenlang, wie sie neugierig ihre neue Umgebung erkundeten. Es war ein magischer Moment. Mein erstes Aquarium war mehr als nur ein Glasbehälter mit Wasser und Fischen. Es war ein Fenster in eine andere Welt, ein kleiner Kosmos, den ich hegen und pflegen konnte.

Heute, viele Jahre und unzählige Aquarien später, denke ich oft an diese ersten Schritte zurück. An die endlosen Fahrradfahrten, die Aufregung beim Kauf neuer Fische und das ständige Lernen und Experimentieren. Diese Neugier und Begeisterung gebe ich heute weiter. Wenn ich in den Läden bin und ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge vor den vielen Becken steht, überfordert und voller Fragen – was, wann und wie – dann höre ich genau zu. Oft ist auch ein Vater dabei, der eher an ein Becken mit Plastikfischen gedacht hat. Und ich lächle, weil ich weiß, dass in diesen Momenten vielleicht eine neue Leidenschaft geboren wird. Und vielleicht wird dieses Kind eines Tages, genauso wie ich damals, den Weg zum nächsten Aquaristikladen mit dem Fahrrad antreten. Denn manchmal sind es die kleinen Abenteuer, die die größten Geschichten schreiben.

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