Glubschi und das Filtervlies – Das Aquarium und seine Tücken


Ein Kollege hat mal zu mir gesagt: „Axel, ein Aquarium – das beruhigt total!“ Und das war der Moment, in dem ich dachte: „Der hat doch was geraucht.“ Denn beruhigend ist am Aquarium, wenn man’s richtig macht, genau nix. An manchen Tagen bin ich sicher: Meine Fische betrachten mich als das Oberflächenleben, das nur zum Stören da ist, wenn das Filtervlies wieder nicht passt oder ich mich drunter bücke, weil das Deko-Felsimitat plötzlich wieder umfällt.
Ich habe mittlerweile verstanden, warum Aquarienfreunde ständig über ihre Aquarien reden – weil’s eben so viel zu berichten gibt. Wenn man’s mal „laufen“ lassen könnte, wie es heißt, wäre das Aquarium ja toll. Bloß ist „laufen lassen“ ein Witz! Jeder Tag mit einem Aquarium beginnt mit der Frage: Was muss ich heute flicken?

Nehmen wir zum Beispiel das Filtervlies. Ich stand letztens im Baumarkt, und auf einmal bin ich der Typ, der Filtervliese vergleicht. Das ist ja im Prinzip ein bisschen wie Küchenpapier, nur dass Küchenpapier wenigstens nicht den Anspruch hat, zehn Jahre zu halten, während das Filtervlies nach zwei Wochen aussieht, als hätte es zehn Jahre auf dem Buckel. Klar, es muss ja den Dreck filtern, der sich sammelt – wobei ich bis heute nicht ganz verstehe, was Fische so verdreckt kriegen. Die machen ja eigentlich nichts, nur schwimmen und glotzen. Und dann kommt es – die Erkenntnis, dass das Filtermaterial ausgetauscht werden muss. Genau da merke ich: Das war ein Fehler. Wenn ich nämlich das Vlies rausziehe, weiß ich direkt, was der Kollege gemeint hat, der meinte: „Lass es, wie es ist.“ Ja, klar, das würde ich ja, aber es riecht wie eine alte Hafenanlage und hat die Farbe von sumpfigem Morast angenommen.

Und der Aquarienschrank – oder besser: das Mysterium Aquarienschrank. Ich mein, du denkst, das wäre einfach: Du gehst in den Laden, suchst einen Schrank und bringst ihn heim. Aber nein. Wenn du einen findest, ist der Preis oft astronomisch und die Qualität bestenfalls rustikal. Da steht dann ein simpler Holzschrank, der in Aufbau und Stabilität nur knapp eine Biertischgarnitur schlägt, und dafür wollen sie dann, ohne rot zu werden, Preise aufrufen, als hätte das Ding von Elon Musk persönlich ein Tesla-Upgrade bekommen. Bei manchen Preisen frage ich mich, ob der Schrank auch selber filtert, die Fische füttert und mir sonntags das Frühstück bringt.

Also stehe ich, Axel, Samstagmorgen in meiner Werkstatt, die im echten Leben mein Wohnzimmer ist, und plane den Bau meines Aquariumschranks. „Do-it-yourself.“ Ich habe gerade mal eine Bohrmaschine, die ich beim letzten Weihnachtswichteln gewonnen hab, und mein Vertrauen in das Projekt sinkt in etwa so schnell wie der pH-Wert in meinem Aquarium, wenn der Filter mal wieder ausfällt.

Es gibt Tage, an denen stelle ich mich vor das Aquarium, schaue in die traurigen Fischaugen und denke: „Vielleicht gibt’s bald Sushi?“ Aber das verkneif ich mir, weil wir hier doch irgendwie alle in einem Boot sitzen.

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