Es gibt Menschen, die putzen erst das Haus, bevor sie sich entspannen. Und dann gibt es Aquarianer. Die denken zuerst an den Wasserwechsel, während sich auf dem Couchtisch langsam eine zweite geologische Zeitepoche bildet. Denn mal ehrlich: Was ist wichtiger? Die perfekte Wasserqualität für die geliebten Fische oder ob die Fenster so sauber sind, dass selbst ein ADAC-Hubschrauber aus Versehen auf dem Balkon landet? Eben!
Manch einer mag uns verpeilt nennen. Aber hey, das ist keine Verpeiltheit – das ist Prioritäten setzen! Wer jemals nächtelang in Foren über die ideale Temperatur für Diskusfische oder die Vor- und Nachteile von externen Filtern gelesen hat, weiß, wovon ich spreche. Während andere sich durch Streamingdienste klicken, gönnen wir uns Deep Dives in wissenschaftliche Artikel über Algenblüten und Nitritpeaks. Romantisches Candle-Light-Dinner? Klar – aber erst, wenn der pH-Wert stabil ist!
Und dann diese spontanen Panikattacken: „Oh Gott, warum atmet mein Fisch so schnell?“ – drei Stunden später, nach 17 Forenbeiträgen und fünf YouTube-Videos: „Ach so, er schwimmt nur. Ganz normal also.“
Lasst uns über den Aquarianer-Tagesablauf sprechen. Erst der Blick ins Becken – noch vor dem ersten Kaffee. Dann der Wasserwechsel, während der Toaster vergeblich darauf wartet, dass sich jemand um das verbrannte Brot kümmert. Staubsaugen? Klar, wenn der Boden anfängt, sich wie ein zweites Aquarium anzufühlen. Und wehe, jemand wagt es, das Bad zu betreten, wenn gerade neue Fische akklimatisiert werden – das ist Hochsicherheitszone!
Besonders spannend wird es, wenn man als Aquarianer versucht, anderen zu erklären, warum man mitten in der Nacht aufsteht, weil einem eingefallen ist, dass man vergessen hat, den CO2-Diffusor zu reinigen. Oder warum man tagelang unruhig ist, weil der neue Aquascaping-Stein immer noch nicht in der perfekten Position liegt. Und wer einmal mit nassen Händen ans Handy gegangen ist, um schnell eine Wasserwert-App zu checken, kennt die bittere Wahrheit: Touchscreens und Wassertropfen verstehen sich genauso gut wie Guppys und hungrige Skalare.
Noch absurder wird es, wenn man sich dabei ertappt, mit den Fischen zu sprechen. „Na, ihr kleinen Schuppennasen, wie geht’s euch heute?“ Und dann die entsetzten Blicke der Familie, wenn man anfängt, den Fischen Namen zu geben. Noch schlimmer, wenn man beim Abendessen fragt: „Hat jemand Bruno gesehen?“ – und Bruno ist KEIN Mensch, sondern ein Wels, der sich unter der Wurzel versteckt.
Und dann sind da diese absurden Käufe. Während andere sich über Klamotten oder Technik freuen, freuen wir uns über eine neue, hochintelligente Luftpumpe, die angeblich das Fischflüstern beherrscht. Oder diesen Spezial-Kies, der von Mönchen in den Bergen per Hand gesiebt wurde und den perfekten pH-Wert garantiert. Und wehe, jemand sagt, das sei unnötig!
Wer einmal angefangen hat, über den Tellerrand – oder besser: über den Aquarienrand – hinauszublicken, merkt schnell, wie viel es noch zu lernen gibt. Neue Fischarten, faszinierende Biotope, fragwürdige DIY-Experimente, die in einer unfreiwilligen Überschwemmung enden können (Grüße an die Nachbarn!). Die Welt der Aquaristik ist so tief wie der Marianengraben – nur mit besseren Lichtverhältnissen und weniger Druck auf den Ohren.
Also, wenn beim nächsten Mal der Besuch fragt, warum man mehr über Wasserwerte als über Steuererklärungen weiß, einfach lächeln und sagen: „Weil Wissen eben flüssig sein muss.“ Oder noch besser: „Steuererklärungen mögen trocken sein, aber mein Hobby bleibt nass!“